Nachhaltigkeit ist ein Begriff, der uns sehr oft über den Weg läuft. Häufig wird er im Zusammenhang mit Umwelt und Umweltschutz verwendet, oft aber auch, ohne ihn genau zu definieren oder zu wissen, worum es dabei eigentlich genau gehen soll. Daher beschäftigen wir uns hier damit, woher der Begriff überhaupt kommt und was er heutzutage so umfassen kann. Hierbei wollen wir uns auf die ökologische Nachhaltigkeit fokussieren und vor allem Tipps geben, wie man diese in sein tägliches Leben einbringt. Hier gibt es nämlich weitaus mehr Möglichkeiten, als man zuerst denken mag!
Die Herkunft und Entwicklung der Nachhaltigkeit
Seinen Ursprung hat der Begriff der Nachhaltigkeit eigentlich nicht in der Umweltschutzbewegung, sondern in der Wirtschaft: Geprägt wurde er 1713 in einem forstwirtschaftlichen Werk, in dem der Grundgedanke der Nachhaltigkeit erstmals niedergeschrieben wurde: dass man nicht mehr verbrauchen dürfe, als nachwächst. Die Forstwirtschaft wurde dadurch revolutioniert, denn bis dahin wurden Wälder einfach abgeholzt, wie es eben gerade ging, weil man davon ausging, sie werden schon so schnell nicht verschwinden. Diesem Raubbau an der Natur wurde das Konzept eines verantwortungsvollen Umgangs mit den natürlichen Ressourcen entgegengesetzt. Es ist daher wohl kaum verwunderlich, dass der Verfasser, Hans Carl von Carlowitz, auch Namensgeber eines seit 2003 jährlich verliehenen Preises für Umweltforschung ist, auch wenn der Naturschutz eigentlich weniger in seiner Absicht lag als die langfristige wirtschaftliche Entwicklung seines Landes.
Aus der Forstwirtschaft gelangte der Begriff der Nachhaltigkeit dann später auch in andere Bereiche. Das sollte eine Weile dauern, denn die Umweltschutzbewegung, die ihre Anfänge im späten 19. Jahrhundert hatte, konnte erst nach dem Zweiten Weltkrieg entscheidenden Einfluss auf die Politik nehmen. Ein nennenswerter Meilenstein ist die Brundtland-Kommission bzw. Weltkommission für Umwelt und Entwicklung, die 1983 von den Vereinten Nationen eingesetzt wurde. Seitdem hat sich der Begriff der Nachhaltigkeit immer weiterverbreitet, und es verwundert daher kaum, dass auch die letzte Enquete-Kommission des Bundestags 2010 bis 2013 unter dem Stern der Nachhaltigkeit stand und die Bundesregierung auch seit 2002 nationale Nachhaltigkeitsstrategien erstellt.
Was heißt denn nun „Nachhaltigkeit“?
Nachhaltigkeit bezieht sich bei Weitem nicht nur auf den Umweltschutz, sondern beschreibt insgesamt die Neigung, bei seinem eigenen Handeln langfristige Entwicklungen in Betracht zu ziehen. In der deutschen Nachhaltigkeitsstrategie findet daher auch beispielsweise soziale Nachhaltigkeit Beachtung, also das Bestreben, langfristig Armut und Ungleichheit abzubauen, und wenn ein Unternehmen nachhaltig wirtschaftet, so heißt das vor allem, dass nicht nur auf kurzfristige Gewinne, sondern auf langfristigen Nutzen abgezielt werden soll.
Dies war letztlich der Grundgedanke, den Carlowitz seinerzeit hatte. Das beweist auch, dass Nachhaltigkeit keineswegs nur ein idealistischer Selbstzweck ist, sondern durchaus einen praktischen Wert hat. Es geht schließlich um die Welt, in der wir leben und in der unsere Nachkommen später leben werden.
Wir wollen daher mit den nächsten 5 Tipps zeigen, mit denen du dich zu einem nachhaltigeren Leben inspirieren lassen kannst. Dabei wirst du sehen, dass das gar nicht mal so schwer ist: Mit kleinen Veränderungen in deinem Leben, kannst du schon viel erreichen!
#1 Weniger ist manchmal mehr
Ein wichtiger Anfang ist dabei unsere grundsätzliche Geisteshaltung, man spricht auch oft vom „Mindset“. Das, was man so allgemein Konsumgesellschaft nennt, existiert nämlich vor allem deshalb, weil viele Menschen unbedacht vor sich hin konsumieren, häufig Dinge kaufen, die sie eigentlich nicht brauchen und deswegen viele Ressourcen verbrauchen, Müll produzieren und damit einen großen ökologischen Fußabdruck hinterlassen.
Wir müssen aber auf keine große Weltrevolution warten, damit sich das ändert. Manche Menschen machen sich ganz konsequent daran, diese Revolution bei sich selbst anzufangen und verfolgen ein Leben im Zeichen des Minimalismus. Ganz so strikt musst du nicht gleich leben, aber es kann sich lohnen, sich ein paar Dinge von ihnen abzugucken. Das kann ganz einfach sein, nämlich wenn du dich vor jedem Kauf fragst: Brauche ich das wirklich? Werde ich es häufiger benutzen? Will ich das wirklich oder hat mir das vielleicht doch nur die Werbung eingeredet?
Das Riskante an der Konsumgesellschaft ist nämlich nicht, dass alles jederzeit verfügbar ist, sondern dass wir oft nicht gelernt haben, damit richtig umzugehen. Das heißt vor allem lernen, seine eigenen, tatsächlichen Bedürfnisse zu kennen, sich nicht zu Verlegenheitskäufen oder von Schnäppchen hinreißen zu lassen und bewusst nur das zu kaufen, was man wirklich hundertprozentig will und brauch.
#2 Nutze das, was du hast
Praktisch angewandt und weitergeführt bedeutet dieser Gedanke vor allem, Verschwendung zu vermeiden. An erster Stelle steht hier die Lebensmittelverschwendung, vor allem deshalb, weil sie eigentlich leicht vermeidbar ist.
Der einfachste Schritt ist wieder, dass wir nur kaufen, wovon wir uns auch sicher sind, dass wir sie auch zeitnah nutzen werden. Erstelle am besten immer wieder Übersichten über die Mahlzeiten, die du in den nächsten Tagen kochen willst, schreibe dann passend dazu deine Einkaufsliste und halte dich an sie. Ein kleiner spontaner Snack darf natürlich noch dazu kommen, aber Planen ist und bleibt der Schlüssel zur Nachhaltigkeit. Und wenn Reste vom Essen übrig bleiben, iss sie am nächsten Tag auf und wirf sie nicht weg. Für viele Speisen gibt es außerdem zahlreiche Rezepte, wie du Reste auf tolle Weise wiederverwertest! Du hast schließlich Geld dafür ausgegeben, was oft schon ein guter Anreiz dafür sein kann, Gekauftes auch zu nutzen.
Auch bei Kleidung gilt: Hüte dich vor Spontankäufen. Es kann natürlich sein, dass eine zufällig gefundene Hose im Sonderangebot genau das ist, was du brauchst. Wenn du aber erst überlegen muss, womit und zu welcher Gelegenheit du sie tragen wirst und dir einfällt, dass du eigentlich schon etwas Ähnliches hast, ist Vorsicht geboten. Wenn die Hose nämlich dann nur im Schrank hängt und Platz wegnimmt, wäre das wirklich schade. Was dort hängt, solltest du nämlich auch viel und gerne tragen, und am besten auch so lange, wie es geht. Damit hat sich der Kauf nämlich auch wirklich gelohnt, und den Geldbeutel und die natürlichen Ressourcen schont das auch.
Bei allen Käufen kann man zusammenfassen: weniger ist mehr. Das soll heißen: wenig kaufen, dafür aber von hoher Qualität und möglichst langlebig. Das gilt von der Hose und den Schuhen übers Küchenmesser bis hin zu Schränken und Tischen.
Beim Thema Verschwendung ist auch die Verschwendung von Energieträgern erwähnenswert: ein Licht, das brennt, ohne dass Jemand im Raum ist, Elektrogeräte im Standby-Modus, statt sie gleich ganz abzuschalten, und eine Fahrt mit dem Auto, obwohl man auch zu Fuß gehen könnte sind Dinge, die man leicht sparen kann, sowohl für den Geldbeutel als auch für die Umwelt.
#3 Bleib natürlich: Kleidung aus Naturfasern
Bei der Bekleidung sollten Naturfasern die erste Wahl sein; nicht nur, weil diese meist bequemer und hautfreundlicher sind, sondern auch, weil Kunstfaserreste, die ins Wasser gelangen, in rauen Mengen zu einem großen Problem für die Umwelt werden können. Was als „bügelfrei“ daherkommt, wurde meist stark chemisch behandelt und ist daher auch bedenklich. Die wenigen Minuten Bügeln, die du damit einsparst, sind es meist nicht wert, zumal diese Stoffe auch meist nicht so atmungsaktiv sind wie beispielsweise Kleidung aus Baumwolle.
Ein ganz besonderes Augenmerk verdient Bambusfaser. Während Bambusholz durchaus als nachhaltig betrachtet werden kann, ist das für Bambus in Textilform nicht der Fall. Die vermeintlich „natürliche“ Faser ist in Wirklichkeit nämlich nichts anderes als Viskose, die durch chemische Aufbereitung von Zellulose gewonnen wird. Diese stammt dann zwar vom Bambus, hat aber durch die Behandlung nichts mehr mit ihm gemein. Auch wenn Werbung etwas anderes behauptet: Nachhaltig sieht anders aus.
Allgegenwärtig sind auch viele flüssige und gasförmige synthetische Stoffe, und nicht selten sind sie im Hinblick auf Nachhaltigkeit etwas fragwürdig. Gerade viele künstliche Duft- und Aromastoffe, ob in Lebensmitteln, Hygieneprodukten oder Haushaltsreinigern, bringen höchstens einen zweifelhaften Nutzen, können dafür aber der Umwelt und auch dem Menschen schaden, weil sie Allergien und gesundheitliche Probleme auslösen können. Im Zweifelsfalle lohnt es sich also, zur etwas leichter riechenden bzw. schmeckenden und schonenderen Alternative zu greifen.
#4 Langlebigkeit statt „Fast Fashion“
Beim Thema Kleidung lohnt es sich auch darauf zu achten, woher das Kleidungsstück kommt, auf das man im Laden ein Auge geworfen hat. In der Vergangenheit gab es bei großen Modeketten immer wieder Skandale zu den Arbeitsbedingungen der Menschen, die Kleidung in Massen herstellen. Da zum Thema Nachhaltigkeit auch soziale Nachhaltigkeit zählt, darf der menschliche Aspekt nicht außer Acht gelassen werden.
Anstelle von günstiger Massenware, die nach mehrmaligem Tragen ausgewaschen oder ausgeleiert ist oder anfällig für Löcher und Risse wird, setze doch auch hier auf hohe Qualität und Langlebigkeit. Und wie bei Obst und Gemüse auch kann man bei Kleidung auf lokale Produkte achten. Einerseits schonen die kürzeren Transportwege die Umwelt und andererseits kann man so seinen Mitmenschen etwas Gutes zu tun, indem man gute Arbeitsbedingungen und faire Löhne unterstützt.
Was außerdem in den letzten Jahren boomt, aber längst keine Neuheit mehr ist: Second-Hand-Kleidung. Ob auf speziellen Kleiderflohmärkten oder über Online-Portale, oft lohnt es sich, einen Blick auf das zu werfen, was Andere aus ihren Kleiderschränken aussortiert haben. Anstatt Mode immer wieder neu produzieren zu lassen, warum nicht das nehmen, was schon da ist? Oft lassen sich hier wahre Schätze finden.
#5 Upcycling: Aus alt mach neu
Recycling bzw. Wiederverwertung dürfte ein allgemein bekannter Begriff sein: man führt Abfälle einem neuen Zweck zu. Das ist immer schon mal ein guter Anfang, denn wenn ein zerschlissenes T-Shirt noch als Putzlappen, Kaffeesatz als Dünger und eine alte Tasse als Blumentopf Verwendung finden, haben sie immer noch ein gewisses Leben nach ihrem ursprünglichen Zweck.
Upcycling wiederum ist die höhere Schule dieses Grundgedankens. Hier geht es darum, die Wiederverwertung einer Sache so zu gestalten, dass diese eine Aufwertung erfährt, also einen gleichwertigen oder sogar höheren Nutzen hat als vor dem Wegwerfen. Manche werden da sehr kreativ: Einkaufstüten aus alten Capri-Sonne-Verpackungen, Mosaike aus Kronkorken oder auch Kurioses wie Kettenhemden aus Getränkedosenlaschen sind Beispiele, wie Upcycling aussehen kann.
Ein etwas herkömmlicheres Beispiel dafür ist das Renovieren von alten Möbeln. Ein etwas abgenutzter Tisch vom Sperrmüll kann nach einem gründlichen Abschleifen und Neulackieren wie neu aussehen, und auch eine Eichenschrankwand muss mit etwas Arbeit und Kreativität kein muffiger Spießbürgertraum bleiben. Wenn dir Nähen eher liegt, hast du ebenfalls nicht wenige Möglichkeiten: die Patchwork-Technik ist ein Beispiel dafür, was geübte Hände und ein paar Ideen aus alten Kleiderfetzen alles zaubern können, und noch dazu eines mit langer Tradition.
Je stärker der Heimwerker in dir ausgeprägt ist, umso mehr Möglichkeiten hast du da natürlich. Und du kannst dir sicher sein, dass du es kein zweites Mal irgendwo finden wirst. Selbst wenn du es schaffst, etwas durch Reparieren in seiner Lebensdauer zu verlängern, ist das schon viel wert, und sei es, dass du ein Hemd nicht mehr wegwerfen musst, nur weil ein Knopf abgeht.
Außerdem macht es schlicht und einfach Spaß, etwas selbst zu machen, ob in der Küche oder in der Werkstatt, und je mehr du selber machen kannst, umso besser. Damit hebelst du nämlich die Konsumgesellschaft im Kleinen aus: Du bist nicht mehr reiner Konsument, sondern erschaffst auch selber etwas.
Fazit
Dieser Artikel bietet eine gute, erste Grundlage, durch die wir uns mit einem nachhaltigeren Leben auseinandersetzen können. Wie du siehst, ist es gar nicht mal so schwer, etwas mehr Nachhaltigkeit zu wagen und ins eigene Leben zu bringen. Oft kannst du auf lange Sicht hin sogar bares Geld dadurch sparen, und Spaß kann es sogar auch machen. Gegen Klimawandel, Umweltverschmutzung, für ein besseres Verhältnis zwischen Mensch und Natur und eine bessere Zukunft etwas zu tun ist eben nicht nur Sache der Politiker und der Wirtschaft, sondern liegt in unseren Händen.